zaterdag 25 januari 2020

Vierheim wird Vierling: das Recyceln einer Modellbahn. Teil 3

Anlage Vierling im Abendsonne.
Fünf Wochen vor dem 01Treff kam mir die unglückselige Idee, um konsequent zu sein auch den Köf-Schuppen und das Dienstgebäude zu ersetzen. Sollte ich hier einen größeren Lokschuppen bauen, in dem auch eine kleine Dampflok unterkommen kann? Eine schnelle Testaufstellung mit PVC-Platten brachte mir nich das Aha-Erlebnis, sodass ich beschloss, es ganz anders anzugehen.
Die ursprungliche Situation: Köf-Schuppen und Dienstgebäude.
Die Herausforderung ist hierbei, die Zufahrt zum Fiddleyard zu tarnen. Davor muss ein ausreichend hohes Gebäude stehen, das auch lang genug ist, damit jede Möglichkeit, den Schattenbahnhof einzusehen, ausgeschlossen ist. Denn die ganze Illusion ist in dem Moment futsch, wo eine Lok in die heile Modellbahnwelt durch ein ausgesägtes Loch hineinfährt! Um eine massive Form doch leichter wirken zu lassen, schien mir ein Schuppen mit einer offenen Bretterwand die ideale Lösung zu sein. Man sieht, dass die Welt weitergeht, aber wie es dahinter genau aussieht, bleibt undeutlich.
Weil das Gebäude eigentlich ziemlich wenig Tiefe hat, bestand die einzig glaubwürdige Möglichkeit darin, es an der Vorderseite offen zu lassen. Ich darf hier nochmals darauf hinweisen, dass mir nur 55 cm Anlagentiefe zur Verfügung stehen!
Der Schuppen hat seine endgültige Form angenommen.
Außerdem musste ich mir noch eine Geschichte zur Existenzberechtigung des Schuppens ausdenken, und die sieht so aus: Für die Möbel und Transportkisten ist viel Holz erforderlich. Das wird gesägt angeliefert und in der Fabrik auf Maß gebracht. Die Ladung muss trocken bleiben, da ja getrocknetes Holz geliefert wird. Beim Entladen muss es dann auch so gut wie möglich trocken gehalten werden, damit es direkt verarbeitet werden kann. Von daher also die Überdachung!
Allerdings wird auch Holz angeliefert, das noch getrocknet werden muss. Das erfolgt dann außerhalb der Anlage imaginär irgendwo auf dem Gelände der Gebrüder Vierling. So brauche ich nicht all meine schönen Holzladungen mit Planen abzudecken. Auf diese Weise entsteht wie von selbst eine Logik, auch wenn sie nur aus dem Reich der Phantasie stammt! Das Schöne an dem offenen Schuppen ist zudem, dass auch die diensthabende Kleinlok trocken abgestellt werden kann, wenn sie nicht gebraucht wird.
Ich habe die ganze Konstruktion aus feinen, gesägten Feuerholzbrettchen mit einer Stärke von 7 x 7 mm gemacht. Die Rückwand entstand aus hölzernen Rührstäbchen. Diese hatte ich mir bisher immer bei IKEA „geliehen“, aber die haben auf Exemplare aus Metall umgestellt. Aus gutem Grund wahrscheinlich….
Der Schuppen ist so gut wie fertig.
Ich habe zwei Pakete online bestellt, und mit einem Vorrat von 2.000 Stück lässt sich nun prima basteln. Die gemauerten Zwischenräume wurden aus 3-mm-PVC-Platten gefertigt und mit einer dünnen Schaumstoffplatte (foam) verkleidet. Diese habe ich unregelmäßig auseinandergerissen und dann wieder zusammengeklebt. Das gibt die schönsten Risse im Putz!
Auch das Dach besteht aus einer PVC-Platte, allerdings nur 2 mm stark. Die Unterseite wurde mit einem Messerrücken eingeritzt, um dadurch eine Bretterstruktur zu bekommen. Die andere Seite erhielt Bahnen von Abklebeband. Das male ich dann schwarz an, anschließend ein unregelmäßiger Auftrag von mit Holzleim „verdünntem“ Grau, in das ich feines Glaspulver von Stangel hineinstreue. Das Resultat ist ein super Teerdach! Eine lästige Arbeit ist das Anbringen der Regenrinnen. Da dies aber die Krönung der Arbeiten ist, heißt es nicht aufgeben und fertigstellen. Belohnt wird man mit einem filigranen Gebäudeelement, das den Schuppen wirklich vollendet.
Ich mache die Regenrinnen aus Spezialprofilen von Fiedler und die Fallrohre aus Messingröhrchen. Die Schellen entstehen aus kleinen Nieten, die ich mit einer kleinen Zange in die Form bringe und dann auf die Profile löte.
Dadurch, dass das Gebäude so nahe an der vorderen Kante steht, kann die Anlagenbeleuchtung unmöglich die Innenseite des Schuppens beleuchten, weswegen einige etwas stärkere Modell-LED-Lampen, aufgehängt an den Dachbalken, das Innere des Schuppens nun sehr schön ausleuchten.
Im Winter wird auch nach Sonnenuntergang noch fleißig gearbeitet.
Das letzte Stückchen Arbeit war das Anfertigen der passenden Ladungen. Mein Freund Hendrik-Jan zeichnete eine große Zahl von Werkbänken und ließ sie lasern. Sie stehen hier und da in der Fabrik und im Schuppen. Für den Transport wird noch viel von Transportkisten Gebrauch gemacht. Diese werden in der Fabrik auf Maß gebracht, und die Möbel werden darin zu den Kunden transportiert. Kleinere Bestellungen gelangen in gedeckten Güterwagen zum Kunden, und in diesen Wagen kommen auch die benötigten Teile für die Möbelfertigung an, so z. B. Arbeitsplatten.
Die feinen Schnittholzstapel, die mit Rungenwagen angeliefert werden, sind aus 0,8-mm-Balsaholz, auf Maß geschnitten und mit Holzleim zu Paketen geklebt. 1 mm breites, schwarzes Tape dient als Spannbänder. Jetzt noch etwas Abfallholz am Schuppen, alte Zeitungen und herumfliegenden Abfall und natürlich die Spalte zwischen Gebäude und Untergrund mit feinem Sand beseitigt – und fertig ist das Gebäude!
Die Köf erfüllt klaglos alle Rangieraufgaben.
Endlich habe ich nun Zeit, mich der Anlage zu widmen. Es gibt beinahe nichts Schöneres, als zum ersten Mal über ein neu angelegtes Stück Gleis zu fahren, auch wenn es in diesem Fall nur 30 cm sind, nämlich die Verlängerung des Gleises zum Schuppen!
Ich selber rangiere am liebsten mit einer Köf, das finde ich einfach schön. Aber eine kleine Dampflok passt ebenso gut in diese Umgebung, zumal es mein Anliegen war, diese Anlage sowohl in Epoche III als auch in Epoche IV einsetzen zu können. Die Baureihe 89.75 von KM1 fühlt sich als Hofhund hier garantiert zuhause. Eine Baureihe 94 oder 64 kann sich beispielweise um die Anlieferung von Güterwagen kümmern. In der Epoche IV würden Köfs und z. B. eine V 100 oder V 60 die Hauptrolle spielen. Und ein Mix von beiden ist natürlich auch gut möglich.
Dampfloks fühlen sich hier genau so wohl wie die Diesel.
Was ist nun die Zukunft der Anlage Vierling? Ich habe schon wieder Pläne für eine neue Bahn – da wundert sich doch nicht wirklich jemand? – und auch Aufträge für den Bau von Anlagen. Deshalb steht Vierling zum Verkauf, um Platz für Neues zu schaffen. So schnell bereits? Nein, große Eile habe ich nicht. Ich will zuerst einmal die Anlage genießen und beim 01TREFF ausgiebig bedienen, wo sie auch ihre Premiere erleben wird. Das ganze Wochenende wird mir und meinen Freunden viel Freude bereiten, das weiß ich bereits jetzt! (Anmerkung des Übersetzers: „Ich freue mich auch schon darauf, auf dieser Anlage rangieren zu dürfen!“) Aber wer wirklich Interesse am Kauf dieser Anlage hat, darf sich jetzt schon melden.