Die Vorfreude und die Geduld
waren wohl bis zum Äußersten strapaziert, aber dann wurde die BR 44 von KM1
schließlich doch ausgeliefert … Dass das Warten auf diese Auflage nicht so
leicht fiel, hat eine wichtige Ursache. Denn für viele ist dies die Dampflok
der Deutschen Bundesbahn par excellence: ein Kraftpaket, das bis zum Ende der
Dampflokära Dienst tat und die Herzen vieler Eisenbahnfreunde erobert hatte.
In der Vergangenheit ist bereits
eine stattliche Anzahl auf meinem Arbeitstisch gelandet, und doch staune ich
immer wieder über die Variationen. Nur wenige Ausführungen habe ich zweimal
patiniert - fast alle Loks sind anders!
Mit Airbrush und Pinsel gehe ich
bei solch einem neuen Modell auf Entdeckungsreise, und jedes Mal wird das Blatt
neu gemischt. Die Verwunderung steigt dann auch mit jeder Maschine – sie hat
mehr spezielle Details als jemals zuvor.
Wie viel Arbeit muss allein in die
Recherche gegangen sein, aber auch für die Produktion scheint es mir eine
enorme Herausforderung zu sein. Denn mindestens drei Arten von Tendern sind
inzwischen erschienen – und dazu gibt es noch ein Anzahl von Exoten, die ich
Ihnen wirklich nicht vorenthalten möchte …
Was ich als eine Herausforderung
ansah, war der Auftrag, eine „gewöhnliche schwarz-rote“ BR 44 in
Schneetarnfarbe zu patinieren. Während des 2. Weltkriegs wurden diese Loks im
Winter mit einer Kalkschicht versehen, um bei Luftangriffen nicht aufzufallen.
Vor allem wenn die Maschine in einem verschneiten Gebiet abgestellt war, muss
dies sehr effektiv gewesen sein.
Durch das Personal wurde das Weiß
mit einem Quast oder einer einfachen Farbspritze ziemlich unordentlich
aufgebracht. Mein Ziel war es, den Eindruck einer Lok, die jüngst erst angemalt
wurde, dabei aber schon etliche Kilometer auf dem Buckel hatte, entstehen zu
lassen. Der Ruß auf dem gebrochenen Weiß wirkt prächtig, und teilweise
weggespülte Farbe sorgt für einen nicht gekannten Effekt von Details, die nun
hervortreten.
Ein anderes Beispiel einer hellen
Lok aus einer dunklen Periode ist die ÜK-Lok mit dem Versuchswannentender
2‘2‘T34. Das Panzergrau dieser Lok bietet so seine Möglichkeiten, und gerade
dies auszukosten ist eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe!
Ein schöner Effekt sind die
zusätzlich angebrachten hölzernen Fensterbänke: Bildet das warme Holz nicht
einen wundervollen Kontrast zu dem kühlen Grau? Zerstoßene Kohlen und ein guter
Unterhaltungszustand der Lok, um den sich das Personal trotz der Hektik der
Kriegszeit so gut es ging bemühte, runden diese einzigartige Patinierung ab.
Jeder hat bei einer Patinierung
seine speziellen Wünsche: von einer gut unterhaltenen Lok in Epoche III bis zu
einem Jumbo in seinen letzten Tagen. So wird ein Standardmodell zu einem Unikat.
Und so erzählt jede Maschine ihre eigene Geschichte!